Die Flexible Kapitalgesellschaft
Welche Unterschiede sind bei der Gründung einer Flexiblen Kapitalgesellschaft gegenüber einer GmbH vorgesehen?
- Stammkapital und Stammeinlage:
Das Mindeststammkapital der FlexKap soll € 10.000 betragen (soll auch bei der GmbH künftig € 10.000 sein). Die Mindeststammeinlage beträgt bei der FlexKap € 1, bei der GmbH € 70. Somit sollen auch sehr kleine Beteiligungen für Gesellschafter möglich sind. - Gesellschaftsvertrag:
Für Beschlussfassungen in Form von Umlaufbeschlüsse ist bei der GmbH das Einverständnis sämtlicher Gesellschafter erforderlich. Im Gesellschaftsvertrag kann bei der FlexKap vorgesehen werden, dass Umlaufbeschlüsse auch ohne Einverständnis sämtlicher Gesellschafter gefasst werden können. Dieser Umstand soll die Beschlussfassung bei der FlexKap vereinfachen. - Übertragung von Geschäftsanteilen:
Für die Übertragung von Geschäftsanteilen besteht bei der FlexKap keine Notariatsaktspflicht. Eine vor dem Notar oder Rechtsanwalt errichtete Privaturkunde ist ausreichend. - Stimmrechtsausübung:
Die Gesellschafter einer FlexKap sollen berechtigt sein, die mit einem Geschäftsanteil verbundenen Stimmrechte auch uneinheitlich auszuüben. Diese Möglichkeit einer uneinheitlichen Stimmrechtsausübung bestand bei der GmbH bisher nicht und kann insbesondere bei Treuhand-Konstruktionen Erleichterungen mit sich bringen. - Beteiligungsformen und Zulässigkeit des Erwerbs eigener Anteile:
Durch die Schaffung von sogenannten Unternehmenswertanteilen (diese können neben den klassischen Geschäftsanteilen ausgegeben werden) soll bei der FlexKap die stimmrechtslose Beteiligung am Bilanzgewinn und am Liquidationserlös ermöglicht werden. Die Inhaber solcher Anteile sind nicht im öffentlichen Firmenbuch eingetragen, sondern in einem von den Gesellschaftern geführten Anteilsbuch. Bei der GmbH ist der Erwerb eigener Anteile gesetzlich ausgeschlossen. Bei der FlexKap soll die Gesellschaft auch eigene Anteil erwerben können. Dies soll vor allem beim Rückkauf von mit Mitarbeiterbeteiligungen (Unternehmenswert-Anteilen) Erleichterungen mit sich bringen. - Finanzierungsinstrumente:
Die Möglichkeit einer bedingten Kapitalerhöhung soll für die Gesellschafter einer FlexKap Vereinfachungen bei der Kapitalaufbringung mit sich bringen.
Ist die Flexible Kapitalgesellschaft nur für Neugründer interessant oder kann eine bestehende GmbH auch in eine Flexible Kapitalgesellschaft umgewandelt werden?
Die FlexKap soll neben den bereits bestehenden und bewährten Gestaltungsformen für Gesellschaften eine weitere Alternative für die Gründung Ihres Unternehmens darstellen.
Auch die Umwandlung einer bereits bestehenden GmbH in eine Flexible Kapitalgesellschaft soll durch einfache Maßnahmen ermöglicht werden. Um eine bestehende GmbH in eine Flexible Kapitalgesellschaft umzuwandeln, ist ein Generalversammlungsbeschluss, eine entsprechende Änderung des Gesellschaftsvertrags sowie die Anmeldung beim Firmenbuch erforderlich.
Welche Nachteile kann die Einführung der neuen Gesellschaftsform mit sich bringen?
Die Reduktion der Vorschriften für Anteilsübertragungen oder Kapitalerhöhungen bei einer FlexKap sind im Sinne der in Österreich herrschenden Rechtssicherheit durchaus kritisch zu betrachten, gerade im sensiblen Bereich des österreichischen Gesellschaftsrechts.
Außerdem kann die Herabsetzung des Mindeststammkapitals der Gesellschaft mit einem Bonitätsverlust der Gesellschaft einhergehen, der sich bei der Beschaffung von frischem Kapital nachteilig auswirken könnte.
Um die Bonität der Gesellschaft durch Kapitalherabsetzungen nicht zu gefährden, können begleitende gesellschaftsrechtliche Kapitalmaßnahmen vorgesehen werden, beispielsweise die Bildung einer statutarischen Rücklage oder eine gleichzeitige nominelle Kapitalerhöhung.
Durch solche Kapitalmaßnahmen könnten Bonitätsverluste abgemildert und zudem Steuerbelastungen für die Gesellschafter gesenkt werden.
Eine umfassende rechtliche Beratung erscheint unter all diesen Gesichtspunkten und Gestaltungsmöglichkeiten umso wichtiger.